Törns

Reiseberichte

06.11.2022 | ​Bernd Rasenack

Sommer 2022, wieder einmal Nordsee 

Eigentlich wollten wir mal in die Ostsee. Aber die Lektüre „Da geht noch Watt“ von Maximilian Lessner in den Wintermonaten und die Vorstellung, mit einem Außenborder (2 Takter) durch den NOK fahren zu müssen, waren dann ein Grund mehr, wieder zu den ostfriesischen Inseln zu starten. Da die Auswahl an Sandbänken und Stränden groß ist, ließen wir den Wind und das Wetter entscheiden, welche der Inseln wir zuerst ansteuern wollten. Startpunkt war zum 2ten Mal Neuenschleuse an einem Freitag Mitte Juli, als die Ferien begannen, mit unserem Jollenkreuzer. 

Abschied von Neuenschleuse, Bernd und Paul 

Die erste Etappe sollte uns direkt, nur mit einem kurzen Halt in Cuxhaven, nach Norderney führen. Von dort können wir , wenn das Wetter mal schlecht ist, unkompliziert ans Festland, an das kleine Meer (unser Ferienstützpunkt in Ostfriesland). Leider machte uns der Wind einen Strich durch die Rechnung (Wind aus Südwesten). So wurde aus dem Zwischenstopp eine dreitägige Pause. Dann hatte auch die Co-Skipperin Urlaub. 

Und immer wieder roter Sand 

Von Cuxhaven ging es nun um Scharhörn. Aufgrund abflauenden Windes ließen wir uns spontan in der Lagune westlich von Spiekeroog trockenfallen, direkt in der Nähe der legendären Kneipe Laramie. 

Die Karibik ist in Wirklichkeit hier! Und viel schöner! 

Für uns das erste Mal, dass wir uns außerhalb eines Hafens haben trockenfallen lassen. 

Von hieraus wurde Spiekeroog zu Fuß erobert. Wandern und Laufen, sowie Baden in der Nordsee ist die optimale Ergänzung zum Segeln. Gefühlte 35 km am Tag sind nichts. Ich fühle mich dann wie ein Sherpa im Himalayagebirge. Im Übrigen ist Spiekeroog eine unserer Lieblingsinseln, sowohl im Winter als auch im Sommer.

Die nächste Etappe sollte dann endlich Norderney sein, um Freunde zu treffen. Dafür sind wir früh in die Koje, um mit dem ersten Hochwasser raus zu segeln. Nur leider war das erste Hochwasser aus uns zunächst unerklärlichen Gründen schnell wieder fort. D.h. wir hatten es regelrecht verpennt. Wenn man allerdings in Gezeitengewässern segelt, sollte man mehrtägigen Ostwind und Nipptide beachten, da das Wasser schneller weg ist, als man denkt. 

So sind wir mit dem zweiten Hochwasser und unter Gennaker bei Ostwind in 3 1/2 h nach Norderney  an den Pricken entlang geglitscht. Der Hafen ist gut von der Wattseite anzulaufen. Von See her kann es im Dovetief bzw. in der Wichter Ee auch bei weniger Wind für einen Jollenkreuzer recht ruppig werden.  

Norderney ist Geschmackssache, wer Stadt, Rummel und Shopping mag und abends nicht früh ins Bett will, der findet hier alles.  
Uns gefallen jedoch der lange Strand, das Meeresrauschen und die Dünen im Osten. 

Mit unseren Freunden sind wir in deren Piper zu einem Rundflug über das Wattenmeer gestartet. Ein unglaublicher Anblick das Wattenmeer aus der Vogelperspektive zu betrachten. Einmal Ostfriesland von oben mit Kleinem-und Großen Meer und auch Langeoog und Baltrum gestreift. 

Tags darauf ging es von Norderney mit „Nordwind“ zur Nachbarinsel Baltrum, vorbei an den Seehundbänken im Osten von Norderney. Bereits bei der Abfahrt versagte unerwartet im Hafen von Norderney der Außenborder (zu sparsam mit Öl, Kopfplatte fest, Winterprojekt). Folglich: Anlegen auf Baltrum ohne Außenborder unter Segel; seitdem beherrschen wir auch das.

Bald rum - um Baltrum...

Baltrum ist die kleinste der ostfriesischen Inseln. Das schöne ist, die Wege sind kurz; wie man so schön sagt, man ist bald rum.  

Wenn man von der Inselwanderung nicht k.o. ist, holt man sich den Rest am Strand mit Fußball, Tennis oder Surfen. Die Inselfreunde sind stets aktiv und veranstalten rege Sportprogramme. Dieses Mal ein Fußballspiel Osnabrück gegen Bielefeld. Ich musste spontan für den VFL Osnabrück als Rechtsaußen einspringen. (Am Ende stand es 5 : 4  für Osnabrück).  

Fürs Kulinarische geht man am besten ins „Mittendrin“ zu Anja, hervorragender Fisch und passende Weine. 

Ach ja, und einen Leihersatzaußenborder bekamen wir freundlicherweise von einem JK Besitzer aus Oldenburg, Klubkamerad Hendrik Sch.. 
 
Den Abschluss unserer Inseltour bildete die alljährliche Juister Wattregatta. Dazu mussten wir von Baltrum nach Juist segeln. Unser Plan war, dieses Mal nicht unter den Inseln im geschützten Wattenmeer zu fahren, sondern auf der Seeseite an Norderney vorbei, „von oben“ kommend ins Norderneyer Seegat einzustechen und dann rechts ins Juister Wattfahrwasser mit auflaufendem Wasser abzubiegen. Der Plan war gut, allein das Wetter spielte nicht wie voraus gesagt mit; und so verfiel die Co-Skipperin an der Nordwestseite von Norderney, am berüchtigten Dovetief zwischenzeitlich in Schockstarre. 

Von vorne: von Baltrum fanden wir mit Hilfe eines Lotsenschlauchboots den Weg vorbei an der Othello Plate und zwei weiteren Sandbänken auf die freie Nordsee. Das klappte mit nur einer leichten Grundberührung noch recht gut. Die Sandbänke und der gesamte alte Postweg von Norderney nach Baltrum verschieben sich nach jeder Tide, so dass man diesen Teil mit großer Vorsicht genießen sollte. Auf der Nordseite drehte plötzlich der Wind auf Südwest und nahm unerwartet auf 5 bis 6 Bf zu. Es wurde kalt, es wurde nass, die Wellen immer stärker. Nun hätte eigentlich gerefft werden müssen. Aber anstatt meinen Anweisungen Folge zu leisten, hatte sich die Vorschoterin in eine Festhalten-  und nicht über Bordgehsituation manövriert. Also, mit Groß und Fock weitere 4 Stunden gegen an kreuzen, bis wir den Strom wieder mit uns hatten. Unterhalb von Juist konnten wir dann in einem etwas ruhigeren Moment das Großsegel bergen. Den Rest der Strecke fuhren wir nur mit Fock bei fast gleicher Geschwindigkeit. 

Es ist uns bekannt, dass man im Dovetief hinein ins Seegat vorsichtig sein muss. So schrieben die Vormänner der DGzRS, dass bei Nord – Westwind und ablaufenden Wasser die Seegatts zwischen den Inseln zum gefährlichen „Hinterhof des Henkers „werden können. Dabei reichen schon 4 bis 5 BF. Wir hatten Gott sein Dank auflaufende Flut.  

Törne von Baltrum nach Juist am 5. Aug 22

Zum Abschluss unserer dreiwöchigen Inseltour segelten wir auf Juist die traditionelle Wattregatta mit 15 anderen Booten, u.a. mit einem weiteren JK aus Bensersiel. „Nordwind“ verließen wir am Folgetag, fuhren mit dem Töwerland-Express aufs Festland, um mit unserer 45 Jahre alten VB-Jolle noch an der alljährlichen Seniorenregatta am Kleinen Meer teilnehmen zu können. (kl Anmerkung: Innerhalb von 16 h an 2 Regatten teilgenommen, so etwas habe ich noch nicht erlebt)

Zum Schluss kann man nur sagen: ein Sommer, ein Traum, da geht nicht nur Watt, da geht noch mehr im Wattenmeer.

Ach ja, am Anfang der Ferien musste mal der alte 470er aus früheren Zeiten bei der diesjährigen Sommerregatta am kl Meer (Yardstick) herhalten.

Bernd und Sigrid

JK 28 GER 30

VB G 2253

470er GER 4970 (AUS 373)

Zu bemerken ist noch, dass wir auf Juist Fam. Brahms getroffen haben und einen herrlichen Ausflug zur Kachelotplate gemacht haben. Hunderte an Robben und Seehunden.

Ebenfalls Stefan Schweneker mit Partnerin beim Seglerfest bei der Preisverleihung auf Juist.

Eigentlich trifft man auf allen Inseln alte Bekannte. Das ist ja eben das Schöne am Inselhoping.

Bernd Rasenack